2 – DS 02

Im Hinblick auf die Einordnung von Läden und Gemeinschaftseinrichtungen im Neuen Bauen
kann exemplarisch auf folgende Beispiele verwiesen werden:

J. J. P. Oud: Siedlung Kiefhoek
(1925 – 1927, Rotterdam) (Abb. 5, 6)

Die zweigeschossigen Wohnzeilen (mit Straßen- und Gartenseite) sind parallel in Nord-Süd-Richtung angeordnet. In einem bestimmten Bereich knickten sie ab und bilden an den Schnittpunkten spitze Winkel, in denen die Läden (Lokal) untergebracht sind. Die Geometrie des Raums ermöglicht die Anlage eines dreieckigen Quartiersplatzes. An der Flanke zum Platz befinden sich auch die Gemeinschaftseinrichtungen.

Bruno Taut: Hufeisensiedlung
(1925 – 1930, Berlin-Britz) (Abb. 7, 8, 9)

Die charakteristische Zeilenbebauung ist hier in Form eines Hufeisens um einen eiszeitlichen Pfuhl geformt. An den offenen Enden sind zwei Ladenpavillons in torartiger Situation angeordnet. Andere Läden befinden sich in den Wohnzeilen an der „umgebogenen“ geraden, straßenseitigen Front des Hufeisens.

Otto Rudolf Salvisberg, Bruno Ahrends, Wilhem Büning: Weiße Stadt
(1929 – 1931, Berlin – Reinickendorf)

Diese «Großsiedlung mit offener Binnenstruktur aus Rand- und Zeilenbauten und ineinanderfließenden Grünräumen» (Abb. 10) hatte eine Vielzahl von Versorgungseinrichtungen: «25 dezentral verteilte Läden, ein Kinderheim, eine Arztpraxis, ein Café, und ein (Ende der 60er Jahre abgebrochenes) Fernheizwerk mit angegliederter Zentralwäscherei gehörten zur Siedlung.»4 Städtebaulich markant die beiden Torhäuser mit den Läden im Erdgeschoss (Abb. 11) sowie die Ladenzeilen vor dem straßenüberspannenden Brückenhaus. Charakteristisch für das Neue Bauen auch die aus dem Erdgeschoss wie ein Schubkasten «herausgezogenen» Ladenpavillons (Abb. 12).

Mart Stam: Hellerhof-Siedlung
(1929 – 1932, Frankfurt am Main)

Hier sind die Läden in die Erdgeschosse der Wohnzeilen eingeordnet und zwar genau dort, wo die nord-süd-gerichteten Zeilen, die durch Wohnstraßen erschlossen werden, auf die ost-west-gerichtete Straße, die durch das Gebiet führt, treffen. (Abb. 13, 14, 15a und 15b)

Bruno Taut und Franz Hilliger: Wohnstadt Carl Legien
(1928 – 1930, Berlin-Prenzlauer Berg)

Innenstadtnah und hoch verdichtet entwarf Taut eine vier- bis fünfgeschossige Großstadtsiedlung. «Mustergültig zeigte er damit auf dem Straßenraster des Hobrechtsplans, dass das Neue Bauen den Mietskasernenstädtebau auch auf dessen ureigenem Terrain schlagen konnte.»5 Auf der Nordseite der das Quartier querenden Erich-Weinert-Straße befindet sich ein sog. Bandladen, der einen der U-förmigen Wohnhöfe zur Straße abgrenzt und der Straße damit eine urbane und eine das Viertel zentrierende Funktion verleiht. (Abb. 16, 17)